Donnerstag, 20. Juli 2017
#558 - Bahnhofskapelle von Martin Abb - Hauptbahnhof Aschaffenburg
"Bahnhofskapelle"
Der Windfang einer Gaststätte aus den 50er Jahren, "Pfanner"-Glasbausteine aus der ehemaligen DDR und eine "Trinkhalle"-Leuchtwerbung. Alles Dinge, die für ihre vorherigen Besitzer ihre Bedeutung verloren haben, die einen Endpunkt markieren und bei ebay angeboten werden.
Martin Abb stöbert. Er sucht nicht, er entdeckt. Aus einer absichtslosen Suche im Internet entsteht eine Sammlung aus Objekten, die zum Künstler sprechen, ihn auffordern einen Neuanfang zu wagen, den Dingen ihre Würde zurückzugeben.
Aber erst, wenn eine Idee kommt, wenn alles an seinen Platz fällt, sich eine Geschichte entspinnt geht Martin an die Arbeit. Er restauriert, baut um, konstruiert neu.
Die von anderen schon aufgegebenen Objekte werden so wieder "aufgeladen", erhalten eine neue Relevanz. Eine neue Erzählung beginnt.
Aus einem Windfang wird auf einmal eine "Bahnhofskapelle".
"Bahnhofskapelle" aber, im übertragenen Sinne, als öffentlicher Ort des Rückzugs, aber auch der Gemeinschaft, der Meditation, aber auch der Transgression, der Extase.
Martin Abb zeigt wie verschieden die Angebote sind, die eine Antwort auf die existenziellen Fragen des Menschen versprechen.
So wird die "Bahnhofskapelle" durch die oben aufgesetzte Leuchtwerbung gleichzeitig eine "Trinkhalle" und durch einen neu hinzugefügten Boden aus LED-Panelen auch ein "Tanzschuppen".
Ein Vexierbild von Situationen, in denen sich der Einzelne in der Gemeinschaft berauschen, aber auch durch Kontemplation neu erfahren kann.
Ein Ort, der, dadurch, dass er von innen heraus leuchtet, zum Innehalten anregt, einen auffordert seine "Routine" zu durchbrechen.
Eine Situation, die Endpunkt sein kann, aber auch Ausgangspunkt für einen Neubeginn ...
Aschaffenburg im Juli 2017
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